Erst hab ich mich auch gesträubt – ist doch das Buch in der Hand ein Stück Gewohntes, etwas langjährig Vertrautes. Doch dann, auf einer Reise durch die U.S.A., hatte ich einen durchwegs spannenden Krimi im Hotel liegen lassen, jedoch mein i‑Pad dabei – und nur wenige Klicks später war der Krimi auf dem i‑Pad und ich konnte ihn in aller Ruhe zu Ende lesen.
Namentlich beim schlechten Licht im Flugzeug, auf dem Rückflug, lernte ich die verschiedenen Möglichkeiten der Bildschirmbeleuchtung und der Buchstabenvergrößerung sehr schätzen. Der nächste Krimi, vom selben Autor, landete dann nur noch auf dem i‑Pad und war dafür auch noch ein paar Euro billiger. Seitdem bleibt der Bücherschrank reduziert und Einmal-Literatur landet nur noch auf dem elektronischen Lesegerät.
Wie sich E‑Books nun auch in Deutschland entwickeln und welche Bezugsquellen es gibt, können Sie über die SZ hier lesen. Über die entsprechenden Lesegeräte können Sie sich bei ebookreaderinfo schlau machen, bei Chip.de, oder auch bei ComputerBild.
Da empfehle ich doch dringend die Lektüre dieses Beitrags in der Frankfurter Rundschau:
http://www.fr-online.de/debatte/amazon-loescht-e-books-big-brother-im-buecherschrank.html
Am Schluss heißt es dort: „Mit dieser Aktion hat Amazon den größten technologischen Vorzug seines Geräts in einen gravierenden Nachteil verwandelt: Von nun an wird jedem Nutzer eines Kindle klar sein, dass stets eine Thought Police seine digitale Bibliothek im Blick haben und mit ihr unbeobachtet nach Belieben schalten und walten kann. Dies sollte vor allem im Auge behalten, wer einen weiteren Vorzug des neuesten Kindle-Modells DX nutzen will: Dessen eingebaute pdf-Software ‘ermöglicht es Ihnen’, wie Amazon verspricht, ‘all Ihre persönlichen und beruflichen Dokumente unterwegs zu lesen’. Möglicherweise nicht nur Ihnen.“
Ich sage: Ganz bestimmt nicht nur Ihnen!
Es ist ja schon mal der Witz des Jahres, dass ausgerechnet George Orwells „1984“ von den Kindle-Readern (nur USA?) verschwindet. Und die Frage an Amazon „Warum brecht ihr nicht gleich in mein Haus ein und verbrennt auch noch die Papier-Bücher?“ scheint durchaus berechtigt.
Das Schlimme ist, in ein paar Jahren braucht’s keine Flammenwerfer mehr, um Bücher zu vernichten. Wenn alle nur noch e‑Books lesen, dann sitzt Big Brother locker im Chefsessel und drückt eine Taste.
Schwups, weg, alles. (Länderauswahl inklusive)
Mal angenommen, Sie betreten noch eine „reale“ Buchhandlung: Finden Sie es dann gut, wenn sofort eine graue Person hinter Ihnen steht und sorgfältig alles notiert, was Sie tun? Welches Buch Sie aus dem Regal nehmen, welche Seiten Sie darin überfliegen? Zum Schluss schaut dieser Cyborg auch noch kurz in Ihren Ausweis (Name, Adresse, Kreditkarte etc.) und weiß dann, dass Sie politisch inkorrekt sind, sich für freie Liebe unter allen Menchen interessieren und eine Reise nach Arabistan planen.
Was geschieht mit Ihrer Reputation? Und wenn Sie e‑Books von Herb Stumpf lesen, das Altwerden planen (okay!) aber Probleme mit der zu erwartenden Rente/Pension haben? Dann sieht’s schlecht aus mit der Kreditwürdigkeit.
e‑Books können wirklich nützlich sein. Wir laden ohne Ende Rosamunde Pilcher runter und lesen – auf Papier und insgeheim – Bibel, Brecht, Marx, Koran … Die werden sich wundern.