Die neue französische Regierung kippt Teile der von Sarkozy eingeleiteten Rentenreform. Das Kabinett werde eine Verordnung beschließen, dass Personen, die 41 Jahre gearbeitet haben, nach wie vor mit 60 in Rente ohne Abzüge gehen können, so der neue Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault (siehe SZ).
Und die Deutschen? Bleiben bei Renteneintritt mit 67 und besonders kreative Ökonomen denken über 70 nach. In Bezug auf Europa kann man es platt und im sogenannten „Stammtischjargon“ ausdrücken: Von den Deutschen wird erwartet, dass sie für die sozialen Geschenke, die sich Franzosen und Südeuropäer leisten, fleißig malochen und auch noch die bereits jetzt geleisteten Transferleistungen erhöhen. Und selbstverständlich, wie derzeit von den Spaniern, Italienern und Franzosen vorgeschlagen, künftig für Schulden der dortigen Banken gemeinsam haften. Wie selbstverständlich wird dies von den hiesigen bundesdeutschen Parteien – insbesondere SPD und Grüne – als unausweichliche „Notwendigkeit“ gesehen. Vom westlichen Nachbarn, sowie von denen im Süden wird es wie eine Bringschuld erwartet. Denn wenn man genau hinschaut, dann sind die Deutschen ja auch am ganzen Debakel schuld: Am Laissez-faire dieser Anderen, an deren Hang zur Steuerhinterziehung, an der Korruption ihrer Politiker, an ihrer Lust zum Generalstreik und zur Totalstilllegung des gesamten Landes, und so weiter. In Realität jedoch deswegen, weil die deutschen Meinungsmacher dieses Europa, diese EU, und diesen Euro gegen jede Kritik idealisiert haben wie sonst niemand auf diesem Kontinent, und dies auch weiterhin geradezu mantraförmig betreiben. Und wer sich erdreistet, etwa anderer Meinung zu sein, gilt als rechter Nationalist – siehe Sarrazin („Deutschland braucht den Euro nicht“). Dass Deutschland allerdings mit der D‑Mark ebenso Export-Weltmeister war, dass deutsche Industrieprodukte in der Welt auch schon vor dem Euro mehr gefragt waren als die vom Resteuropa, das haben ein Großteil der Medien und Politiker geflissentlich vergessen – oder unterschlagen diesen Fakt aus Dummheit. Vielleicht ist die Anerkennung dieser Tatsache auch schon wieder böser Nationalismus. „Europa, Europa, über alles…“. Fragt sich nur, wie lange noch! Das böse Erwachen hat bereits begonnen…