Man weiß, es ist Sommer und dass der Sommer stets ein Loch hat, nämlich das Sommerloch, in dem dann die größte Mühe und das Leid der Medien die Suche nach neuem Stoff ist.
Nachdem die Deutschen Weltmeister in der Mülltrennung sind, die Erfinder der Feinstaubplakette und der Toilettendoppelsparspülung, scheint man soeben dabei zu sein, eine neue Sau zu mästen, die dann unter großer Aufregung durch das bundesdeutsche Hysteriedorf getrieben werden kann: Der Wasserverbrauch pro Kopf der Deutschen.
Ein Kommentar im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung vom 19. August 2009 mit der Überschrift „Zu viel versickert“ vertreibt die morgendliche Leere im Kopf. Danach kommen die Deutschen zwar mit 124 Litern Leitungswasser pro Kopf aus (die Amis brauchen ein Mehrfaches), man erfährt auch, dass der Verbrauch der privaten Haushalte seit Jahren sinkt – wir sind eben insgesamt ein sparsames Volk! – aber dem ist längst nicht genug. Der Kaffee bleibt einem förmlich im Hals stecken, als man liest: „Trotzdem gehört Deutschland zu den größten Wasserverschwendern weltweit“. Denn es ist der indirekte Verbrauch, der den Kohl fett macht – pardon: den Wasserkopf aufbläht – und danach braucht es justamente für diese Tasse Kaffee, die Frau Liebrich aus der Wirtschaftsredaktion soeben dabei ist einem gründlich zu verderben, sage und schreibe 140 Liter an Wasser zur Erzeugung dieser einen Tasse Kaffee (worauf die zweite Tasse sofort auf Dauer gestrichen wird!).
Und mehr noch: Das für den Grillabend bereits fest eingeplante Pfund Rindersteak benötigt noch einmal 8.000 (i. W. achttausend) Liter dazu, bis es auf besagtem Grill liegt. Und so ist zu erfahren: „So gerechnet kommt jeder Deutsche auf eine tägliche Ration von gut 5.000 Litern. Ein Bedarf, der zur Hälfte im Ausland entsteht, häufig in Ländern, die unter Wassermangel leiden.“
Versöhnlich merkt die Dame noch an, und das hat sie wohl völlig richtig erkannt, dass dieses Problem den guten Deutschen wohl doch ein bisschen schwer zu verklickern ist: „Erst recht, wenn ein verregneter Sommer bei den Daheimgebliebenen den Eindruck hinterlässt, dass Wasser mehr lästiges Übel denn ersehnter Lebensspender ist.“
Dennoch – die sommerliche Ruhe und das bisher gute Gewissen sind nun erheblich belastet! Schon am 21. 03. 2007 hatte die SZ den Zeigefinger erhoben mit der Mahnung: „8000 Liter Wasser für eine Jeans“, worin wieder hervorgeht, „Zwei einfache Scheiben Brot zum Frühstück benötigen in der Herstellung rund 100 Liter Wasser“, eine Portion Reis sogar 500 Liter H2O, ein Glas Orangensaft „noch fünf weitere Liter Wasser“, dagegen – ein Liter Bier braucht für die Herstellung nur zwei bis sieben Liter Wasser.
Messserscharfer Schluss für Umweltbewußte: Ab sofort gibt´s keinen Kaffee mehr zum Frühstück, sondern Bier!
Zusätzliche Information: Focus vom 03. 08. 2009 „Täglich 25 Badewannen – Wasserverbrauch zu Lasten anderer“