zum 1. Juli 2009 sind die Renten im Westen um 2,41% gestiegen und im Osten um 3,38%. Dadurch steigt die durchschnittliche (ausgezahlte) Rente für Männer im Westen auf 990 € und im Osten auf 1.078 €, für Frauen im Westen auf 479 € und im Osten auf 691 €.
Zugleich sank der Beitrag für die gesetzlichen Krankenkassen von 15,5% auf 14,9% – was Netto nochmal + 0,3% bedeutet, weil die anderen 0,3% anteilig der Deutschen Rentenversicherung erspart bleiben.
Die Kritiker dieser Rentenerhöhung tönen: „Die größte Rentenerhöhung in den letzten 10 Jahren“ und/oder „Wahlgeschenk an Rentner“ - sie sollten sich aber, bitteschön (!), erst einmal die Zahlen (s. oben) anschauen, bevor sie sich weiter echauffieren!
Nun – hübsch der Reihe nach.
- Über die Senkung der Beiträge zur Krankenkasse wird man sich nicht lange freuen können, denn hier handelt es sich tatsächlich um ein Wahlgeschenk, das – und darauf können Sie sich verlassen! – bald nach der Wahl, im September 2009, wieder kassiert werden wird, denn die Kassen jammern jetzt schon über knappe Mittel. Oder: Die Zuzahlung wird erhöht oder die Leistungen werden gesenkt…
- Zur „größten Rentenerhöhung der letzten 10 Jahre“. So sahen sie aus, diese Erhöhungen (ich gehe sogar zurück bis zum Jahr 1995 und beschränke mich auf die alten Bundesländer. Quelle: DRV 2008):
1995: 0,5%
1996: 0,95%
1997: 1,65%
1998: 0,44%
1999: 1,34%
2000: 0,60%
2001: 1,91%
2002: 2,16%
2003: 1,04%
2004 / 2005 / 2006: jeweils 0%
2007: 0,54%
2008: 1,1%
2009: 2,41%
Macht in Summe: 14,64% : 15 Jahre = ca. 1% pro Jahr. Anmerkung für geschätzte „KaKahs“ (= Korinthenkacker): Der Genauigkeit halber müsste man, das weiß ich auch, zur jeweiligen Erhöhung den Zinseszins rechnen. Habe ich mir aber geschenkt. Denn gegenzurechnen wären Veränderungen der Beiträge zur gKV, gPV, Besteuerung – und last but not least! – die Inflationsrate, um zu einem fairen Vergleich der Netto-Rentenbezüge zu kommen. Dann, liebe KaKahs, sähe es im Bereich des tatsächlich zur Verfügung stehenden Einkommens der Rentner und Rentnerinnen noch sehr viel magerer aus!
So viel zur „größten Rentenerhöhung der letzten 10 Jahre“. Übrigens: Bei 1.000€ Rente sind 2,41% gerade mal 24,10€ und bei der durchschnittlichen Frauenrente (Westen) nicht einmal davon die Hälfte. Werdet ja nicht zu übermütig, liebe Rentner/innen!
Irgendwie sollen doch die Renten proportional zu den Löhnen und Gehältern in Deutschland steigen. Da war doch was von gesetzlicher Verankerung… Sind die Löhne und Gehälter in den letzten 15 Jahren (das entspricht in etwa der durchschnittlichen Zahldauer einer Altersrente) auch nur um durchschnittlich 1% im Jahr gestiegen? Lächerlich!!! Aber auf dem Buckel der Alten läßt sich gut eins drauf hauen. Es entspricht allerdings voll und ganz dem Trend (nicht nur in Deutschland) Sozialleistungen abzubauen, Löhne und Gehälter zu kürzen, Arbeitnehmer möglichst nur noch auf Zeit einzustellen – alles unter dem Vorwand des Globalisierungsdrucks. Dafür werden andererseits die Managergehälter ebenso globalisiert. Auch unter dem Vorwand des „Globalisierungsdrucks“ – weil sonst die weltweit gesuchten deutschen Manager aus diesem Land abwandern. Wohin eigentlich? Wenn Sie genau nachdenken, fallen Ihnen wahrscheinlich auch ganz wenige hochkarätige deutsche Manger ein, die im Ausland arbeiten. Mir fällt nur einer ein: Klaus Kleinfeld (ex-Siemens). Er war aber schnell ersetzt, der Herr Kleinfeld. Und die Großtaten, die er hinterlassen hat… Doch sehr überschaubar. Fällt mir noch ein, dass es eher ein großer Segen gewesen wäre, wenn einige dieser Künstler das Land vorzeitig verlassen hätten. Siehe HypoRealEstate Bank, siehe Landesbanken, siehe Quelle (Middelhoff), siehe Porsche (Wiedeking), siehe Bundesbahn (Mehdorn)… Darf man vielleicht noch fragen, warum eigentlich einer dieser Großverantwortungsträger mehr verdienen muss als die Bundeskanzlerin (ca. 261.500 € p. a.). Früher, vor etwa 10 Jahren, haben die Vorstände ihre Arbeit ja auch noch so um 1 Million DM (also 500.000 €) herum gemacht. Und dies keineswegs schlechter als heute. Eher besser! Zumindest haben sie keine Staatsgelder verheizt in dem Maß wie die Jungs von jetzt. Und eine sozialere Sichtweise hatten sie außerdem. Die Politiker übrigens auch! Da waren auch ein Herr Müntefering (SPD) noch von Unbedeutung, ein Herr Merz (CDU) ziemlich unbekannt, und die Partei der Schwetzerwelles lag im Bereich von 5%.
Übrigens: Sie haben bald wieder die Wahl. Genau am 27. September 2009. Vielleicht sollte man nicht resignieren, sondern sich seine Kanditaten und Parteien genauer anschauen. Und dann, bei genauerem Hinschauen, vielleicht auch mal alte Gewohnheiten über Bord werfen. Nur so funktioniert Demokratie!
Noch was: Bei der Europa-Wahl vom Juni 2009 soll der Anteil der Wähler im Alter 60+ bei 40% gelegen haben. Was will das heißen? 40% der Wähler haben eine enorme Macht! Sie sollten sich nicht verstecken, sondern sich zeigen! Die Unverschämtheiten wie „üppige Rentenerhöhung“, „Wahlgeschenke“, „Alte auf Kosten der Jungen“… müssen ein Ende haben! Die Politiker sollen endlich ihre Hausaufgaben machen und dieses System generell überholen – dann kommt auch mehr Geld in die Kassen! Denn Geld ist da in Deutschland. Man muss nur kreativer damit umgehen und vielleicht auch ein paar Lobbyisten weh tun.