Jetzt hat der Westen den Chinesen wieder eins kräftig ausgewischt, mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an den politischen Dissidenten Liu Xiaobo. Und die „Demokraten“, die selbsternannten „Menschenrechtler“, und die Medien jubeln im Chor.
Aber haben sie sich jemals gefragt, welches Kunststück die Chinesen (und auch die Russen) geschafft haben, ein 1,3 Milliarden Volk ohne Revolution und ohne Chaos schrittweise an westliche Werte heranzuführen? Was passiert, wenn man diese Quasi-Demokratie zu schnell anderen Völkern, mit anderen Werten und Traditionen überstülpt, beweisen u. a. der Irak – (nach über 7 Monaten nach der Wahl immer noch keine Regierung und bestimmt nicht eine, die sich die Amerikaner erträumt hatten), das Land Pakistan, Afghanistan sowieso, gesamt Afrika, im Osten Europas, – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen… Die Amis schicken dann ihre Soldaten hin (die Deutschen auch) und unterstützen „demokratisch gewählte“ Potentaten von der Sorte, dass man als wahrer Demokrat gar nicht so viel fressen kann, wie man kotzen möchte. Demokratie ist ein evolutionärer Prozess, den man nicht von hier auf jetzt irgendwo einführen oder deklarieren kann. Der Umgang mit Herrn Sarrazin in Deutschland sollte uns zu denken geben (siehe mein Eintrag hierzu)!
Auf der einen Seite werden die Chinesen hofiert, nämlich dann, wenn man sie braucht um die eigene Wirtschaft anzukurbeln oder um (amerikanische und griechische) Schuldenpapiere zu kaufen, und bei nächster Gelegenheit tritt man sie mit den Füßen – und die Medien schreien auf Seite eins Hurra. Im Wirtschaftsteil, ein paar Seiten weiter hinten, feiern sie die Aufträge von den selben Chinesen an westliche Firmen.
Mal ehrlich: Ist diese westliche Form von Demokratie in ihrer praktizierten (!) Form nicht längst schon reparaturbedürftig? Bewegt sie sich doch auf allen Ebenen (Legislative, Exekutive, Judikative) weg von einer Demokratie in eine „Moneykratie“ U.S.-amerikanischer Prägung, wo beispielsweise alleine zählt, wie viele Millionen ein Kandidat für seine Wahl mobilisieren kann, und nicht, welche Qualitäten und Werte er hat. Oder: „Sage mir, welchen gesellschaftlichen Status Du hast – und ich sage Dir, welches Urteil Du bekommst“ (siehe Zumwinkel, siehe Peter Hartz, siehe Bank-Chefs, …endlose Liste). Oder: „Sage mir welcher Lobby Du vertrittst, wie viel Geld Du mitbringst – und ich sage Dir, welches Gesetz wir machen“ (siehe Mehrwertsteuersenkung Hotelbranche).
Der Nobelpreis – namentlich der für Leistungen im Bereich Frieden – sollte nicht als politische Keule missbraucht werden, sonst verliert er noch mehr an Glaubwürdigkeit. Die Vergabe an Obama vor einem Jahr war schon als politischer Hebel gedacht und damit äußerst fragwürdig. Man sollte sich fragen, welche Person oder welche Institution tatsächlich Auswirkungen auf den Weltfrieden hatte. In diesem Jahr hätten es durchwegs die Chinesen, zusammen mit den Indern und den Brasilianern sein können – also die Schwellenländer, weil sie es waren, die mit ihren Aufträgen die maroden europäischen und amerikanischen Wirtschaften, mit samt ihren von Gier geprägten Banksystemen retteten.