Am 15. 7. 2010 fand sich in der SZ eine aufschlussreiche Übersicht mit dem Thema: „Was die Deutschen verdienen: Von drei bis 9,8 Millionen“ (leider nicht verlinkt, bei der SZ jedoch käuflich).
Fangen wir ganz unten an: Bei 3 € brutto liegt der niedrigste Stundenlohn im Friseurhandwerk in Sachsen. 679 € brutto erhält im Durchschnitt ein Azubi. Männliche Rentner erhalten im Schnitt monatlich 963 € und Rentnerinnen lediglich 526 €. 65 % der Einkommen von Rentnern kommen aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Alleinstehende Rentner verfügen im Durchschnitt über monatlich 1.513 € und Frauen 1.198 €.
Machen wir einen Sprung in die Mitte: Dort zählt ein Single zur Mittelschicht, wenn er über ein monatliches Einkommen zwischen 861 und 1.844 € verfügt, und eine Familie mit 2 Kindern zwischen 1979 und 4.242 €. Ein Hochschulabsolvent, der die Beamtenlaufbahn einschlägt, fängt in Gehaltsstufe A 13 mit 3.416 € an und ein BWL-Absolvent in der Industrie mit 4.200 € brutto. Ein Ingenieur in der Chemieindustrie verdient im Jahr durchschnittlich 73.114 € und ein niedergelassener Arzt rechnet im Durchschnitt 173.385 € an Honoraren ab, aber nach Abzug aller Kosten bleiben ihm lediglich 2.328 € im Monat netto.
Im politischen Bereich erhält ein Abgeordneter des Deutschen Bundestags eine sogenannte „Entschädigung“ (für was? Entschädigung kommt doch von „Schaden“…) von 7668 € + eine Kostenpauschale von 3668 €. Die Bundeskanzlerin verdient bei all dem Einsatz, der Verantwortung und bei 24 Stunden Bereitschaft 15.832,79 € im Monat und netto 9.072,43 €. Dies sei ihr mehr als gegönnt!
Und nun ein Schwenk nach oben und ganz oben zu den Kassierern: Geschäftsführer in Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern verdienen oder erhalten durchschnittlich 570.000 € im Jahr brutto. Der Top-Empfänger war der Chef der Deutschen Bank mit 9,8 Millionen € im Jahr, gefolgt von Jürgen Großmann von RWE mit 9,2 Millionen, Wolfgang Reitzle von Linde mit 8,3 Millionen. Siemens-Chef Löscher gab sich mit 7,2 Millionen (möglicherweise) zufrieden.
Anmerkung: Man vergleiche bitte das Gehalt der Bundeskanzlerin, ihren Einsatz, ihre Verantwortung und ihre Ausbildung mit den Einkommen von den Angestellten (nicht Selbstständige, also ohne besonderes eigenes Risiko!) im vorherigen Absatz. Und nun erkläre man bitte einem Menschen mit einem einigermaßen gesunden Menschenverstand und normalen Sinn für Fairness, wie man diese Unterschiede rechtfertigt (N.B.: „recht-fertigt“, will heißen „das Recht wird fertig gemacht“). Leider wird dann immer wieder von „Neiddiskussion“ geschwätzt und nicht von „Fairnessdiskussion“. Ge-Recht ist es keineswegs! Und Sinn macht es auch nicht.
Übrigens: Diese hohen Gehälter in Deutschland werden häufig damit verargumentiert, dass die deutschen Top-Manager sonst alle ins Ausland gingen. Der einzige Deutsche, der mir dazu einfällt ist Klaus Kleinfeld, ex-Siemens, jetzt Alcoa. Ganz freiwillig ging er allerdings auch nicht dort hin. Die Warteliste scheint jedenfalls nicht sehr lang zu sein… Gehaltskürzungen sicherlich möglich (und auch notwendig!).