Gleich vorweg: Es geht hier nicht um Recht oder Unrecht bezüglich Wulffs „Ehrensold“ und auch nicht um Moralapostelei, ob ihm dieser zusteht oder nicht, sondern darum, die 199.000 Euro pro Jahr für Wulff und seine noch lebenden Vorgänger (Scheel, Weizäcker, Herzog, Köhler), die alle diese Summe beziehen, in Relation zu anderen Renten oder ähnlichen Bezügen zu stellen! Es geht hier um einen Vergleich, den man in der bundesdeutschen Medienlandschaft vergeblich sucht:
1. Ehrensold Bundespräsident a. D.: 199.000 € pro Jahr + angemessenes Büro + Dienstwagen mit Chauffeur – macht laut Wikipedia (siehe SONSTIGES – zusätzlich 280.000 € pro Jahr (!). Damit Rente pro Monat (ohne „Sonstiges“): 16.583,33€.
2. Normaler Einzahler in die Deutsche Rentenversicherung (WEST): Beitragsbemessungsgrenze 2012 = 67.200 Euro Jahresgehalt oder entsprechend 5.600 € pro Monat. Beitragssatz seit 1. 1. 2012: 19,6% (Arbeitgeber + ‑nehmer) = 13.171,20 €. Ergibt pro Jahr der Einzahlung und nach geltenden Entgeldpunkten (EP) in etwa eine Rente von 40 € pro Monat oder 480 € pro Jahr.
Damit: Für eine SEHR GUTE Rente von 2.000 € im Monat (24.000 € pro Jahr / dies entspricht derzeit tatsächlich den aktuellen HÖCHSTRENTEN!) muss der Normalrentner rund 50 Jahre immer Höchstbeiträge zahlen (praktisch kaum möglich!).
Für den Ehrensold des Herrn Wulff (199.000 € – OHNE Zusatzleistungen) müsste Herr oder Frau Durchschnittsrentenversicherungspflichteinzahler also auf- bzw. abgerundet sage und schreibe 400 Jahre arbeiten, um auf die Höhe des Ehrensolds für den unehrenhaft zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff (derzeit 52) zu kommen.
Es kommt noch besser: Da seine zweite Ehefrau Bettina Wulff um etwa 14 Jahre jünger ist als Christian Wulff ist, darf man nach der Statistik davon ausgehen, dass sie ihn um 14 Jahre + etwa 3 Jahre (durchschnittlich längere Lebenszeit der Frau) überlebt und damit nach Christians Ableben davon etwa 60% Witwen-Ehrensold erhält. Ich überlasse es dem inzwischen leicht säuerlich gewordenen Leser selbst zu überschlagen, was dies den deutschen Steuerzahler kostet… Und dies alles für 2 Jahre unehrenhafte Bundespräsidentenzeit mit garantiertem Vollkasko-Ehrensold.
Und woher kommt´s, darf sich der moralisch entrüstete Durchschnittsbürger an dieser Stelle fragen: Aus einer sehr denkwürdigen Medienkampagne von SPIEGEL und BILD als Anführer in bemerkenswerter (!!!) Einigkeit, gefolgt von sämtlichen Tageszeitungen, Rundfunk- und Fernsehen in einem Land, das seit 1945 die Moral und die Entrüstung für sich gepachtet hat.
Zum Vergleich: Der U.S. amerikanische Präsident (Clinton) darf sich in seinem Dienstsitz, im Oval-Office des Weißen Hauses (seitdem „Oral-Office“) seiner Lust zum Oral-Sex mit einer Praktikantin hingeben, was natürlich auch zu einer (sogar globalen) Empörung führt – aber im Land der weltweit größten Evangelisten und Moralprediger keineswegs zum Rücktritt (und zu einem Ehrensold), sondern zum munteren und durchweg gedeihlichen Weitermachen.
Und nun zu den Pensionen der DAX-Vorstände: Damit Sie, verehrter Leser, Ihre Entrüstung noch etwas weiter ausbauen können und die relativ magere Pension unseres höchsten Staatsdieners (über das mit dem „Diener“ darf man auch nachdenken) in Relation zu unserem oben genannten pflichtversicherten Rentner und deutschen DAX-Vorständen setzen können, sei Ihnen noch mein Artikel zu eben diesen Pensionen der DAX-Vorstände empfohlen. Anmerkung: Ein DAX-Vorstand hat in der Regel einen Vertrag über 5 Jahre. Tritt er vorher zurück (oder wird zurück getreten), hat er im allgemeinen Anspruch auf Vertragserfüllung.
So, jetzt können Sie sich richtig ärgern – und aus neuer Perspektive lange über Moral, Entrüstung und Empörung (Musterbeispiel und anerkannt oberste Staatsempörte: Claudia Roth von den GRÜNEN, dicht gefolgt von Alice Schwarzer) in dieser, unserer bundesdeutschen Republik nachdenken! Eine Republik, die sich immer mehr anschickt weltweit die moralischen Normen zu setzen, von Menschenrechten, über Staatsverschuldung, bis hin zum Umweltschutz. Und wer von der Gesinnungsnorm des gängigen main-streams abweicht, findet sich schnell in der Schmuddelecke.
Übrigens: Wie man inzwischen lesen konnte (z.B. FAZ), besteht Herr Wulff auch auf das Privileg Dienstwagen + Fahrer + Büro mit Mitarbeiter/in. Kosten: 280.000 € pro Jahr – und dies auf Lebenszeit.
Da fragt man sich: Hat Wulff noch alle Tassen im Schrank? Hat er sich in seiner kaum zu übertreffenden Geschmacklosigkeit gefragt „für was eigentlich?“ oder warum der Steuerzahler auch diese Kosten noch tragen soll und für welchen Zweck.
Dazu Frau Nahles (SPD): „Ich finde die Debatte (über Wulffs Ehrensold) kleinlich“. (siehe STERN). Wenn´s denn der SPD im Wahlkampf hilft… Oder baut sie darauf, dass der Wähler ein Kurzzeitgedächtnis hat?